Oliver Hankeln

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Der Papst hat einen Brief geschrieben.Darin gesteht er angeblich Fehler ein. Naja, eigentlich bedauert er „Eine für mich nicht vorhersehbare Panne“ und in schönster Passivkonstruktion, „daß Grenze und Reichweite der Maßnahme vom 21. 1. 2009 bei der Veröffentlichung des Vorgangs nicht klar genug dargestellt worden sind“ – der arme Papst, da gibt er sich soviel Mühe die rückwärtsgewandte Piusbruderschaft heim in den Schoß der Kirche zu holen – und dann verpatzt das einer seiner Mitarbeiter.

Ach wären doch nur alle so unfehlbar wie der Papst…

Weil aber die De-Exkommunikation der 4 Piusbrüder (von denen bekanntermassen einer öffentlich den Holocaust leugnet) nur eine Lappalie ist, muss Ratzinger sich natürlich um die wichtigen Dinge kümmern und fragen: „War das wirklich eine Priorität? Gibt es nicht sehr viel Wichtigeres?“ und auch gleich zu antworten „Natürlich gibt es Wichtigeres und Vordringlicheres.“ Und zwar? Na, wer errät, was das größte Problem des Papstes ist?

Nein, nicht, dass im Namen Gottes die Mutter eines kleinen, vergewaltigten Mädchens samt Ärtzeteam exkommuniziert werden, weil sie die Zwillingssschwangerschaft, die das Leben des 9-jährigen Mädchens gefährdete, abgebrochen haben. Der zuständige Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho erklärte dazu, dass die Kirche trotz der Natur des Falles an ihrer Ablehnung der Abtreibung festhalten müsse und Göttliches Gesetz über dem Gesetz der Menschen stünde.

Aus kirchlicher Sicht ist das durchaus logisch, denn in 5. Moses 22, Vers 28+29 steht:

„Wenn ein Mann ein Mädchen trifft, eine Jungfrau, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und liegt bei ihr, und sie werden dabei angetroffen, dann soll der Mann, der bei ihr lag, dem Vater des Mädchens fünfzig Schekel Silber geben, und es soll seine Frau werden, weil er ihr Gewalt angetan hat; er kann sie nicht entlassen all seine Tage.“

Nach göttlichem Recht ist das arme Mädchen jetzt mit seinem Peiniger verheiratet (na gut, wenn er 50 Schekel Silber, das sind ungefähr 700g Silber im Wert von knapp 300 € bezahlt) – und göttliches Recht steht ja, wie wir gelernt haben, über dem menschlichen.

Nein, die Sorge des Papstes gilt selbstverständlich nicht Vergewaltigungsopfern.  Die höchste Priorität des Papstes ist folgende:

„In unserer Zeit, in der der Glaube in weiten Teilen der Welt zu verlöschen droht wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet, ist die allererste Priorität, Gott gegenwärtig zu machen in dieser Welt und den Menschen den Zugang zu Gott zu öffnen.“

Nach allem, was die Kirche in den knapp 2000 Jahren ihres Bestehens angerichtet hat (und immer noch anrichtet) kann man nur hoffen, dass der Glaube wirklich endlich „verlöscht“. Ich hoffe sehr, dass ich noch den letzten Papst erlebe.

A propos „kein Glaube“: schaut euch mal die Buskampagne an, da sammeln ein paar Leute für atheistische Werbung auf Bussen. Die Spendensammlung ging am 7. März los und der aktuelle Spendenstand ist schon bei 18.100€ (Stand: 12. März, 20:30) von 19.500€, die das Projekt kostet. Das stimmt mich hoffnungsvoll. Offenbar leben hier viel mehr Atheisten, als man im allgemeinen wahrnimmt. Hoffentlich hilft diese Aktion, uns ein bisschen mehr Gehör zu verschaffen.

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