Oliver Hankeln

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… wenn es um das Thema Internet geht – das behauptet zumindest der Vorsitzende des Bundes der Kriminalbeamten, Klaus Jansen.

Offenbar um das zu beweisen fordert er im Interview mit der neuen Osnabrücker Zeitung, dass alle, die im Internet Geschäfte treiben wollen, sich vorher bei einer staatlichen Stelle registrieren sollen. Bei Golem wird das richtigerweise mit einem Supermarkt verglichen, der ohne staatliche Kundenregistrierung keine Lebensmittel verkaufen darf.

Als sei das noch nicht absurd genug fängt er auch noch an, von einem „Reset-Knopf“ für das Internet zu phantasieren, mit dem im Falle eines Angriffs durch „Cyber-Terroristen“ Deutschland vom Internet abgekoppelt werden soll.

Das ist – abgesehen von der sich offenbarenden, völlig naiven Vorstellung von der Funktionsweise des Internet –  ungefähr so, als würde man Häuser, an denen sich ein Einbrecher zu schaffen machen, präventiv sprengen.

Der Schaden der durch eine solche Abkoppelung entstünde, würde jeden vernünftigerweise zu erwartenden Schaden durch den ursprünglichen Angriff um ein Vielfaches übersteigen. Nicht umsonst in eine beliebte Angriffsform als DoS bekannt – Denial of Service, also genau das Verhindern der Kommunikation mit dem Internet. Und jetzt sollen wir, sobald wir angegriffen werden, uns selbst von der Kommunikation abschneiden?

Überhaupt hat Herr Jansen offenbar keinerlei Vorstellung was Cyberwar anrichten kann… er vergleicht das Szenario doch ernsthaft mit Atombombenexplosionen.

Es wird ja immer wieder behauptet, dass solche Cyberkriege permanent stattfänden – nur seltsamerweise sind mir die Millionen an Toten, die in Schutt und Asche gelegten Städte und die Kinder, die deshalb mit Missbildungen geboren werden, irgendwie entgangen…

Jansen jammert dann auch noch etwas, dass das Internet der größte Tatort der Welt geworden sei, was angesichts geschätzter 1,5 Milliarden Nutzer auch nicht wirklich verwunderlich ist – und sieht bei diesem weltweiten Problem die Bundesregierung in der Pflicht. Ich war überrascht, dass er nicht gesagt hat: „Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein“.

Wenn ich den BDK-Vorsitzenden richtig verstanden habe, dann werden wir demnächst auch die Polizei rufen können, wenn wir uns einen Virus oder Trojaner eingefangen haben – die Polizei brauche nämlich das Recht „Trojaner, Viren und Schadprogramme von privaten Rechnern entfernen zu dürfen“ – da bin ich aber gespannt. Hilft die Polizei demnächst auch bei Treiberproblemen?

Ich sehe eigentlich nur zwei Erklärungen für Jansens Vorschläge: entweder er und seine Berater gehören zu den 99% der Internet-inkompetenten Polizisten oder er will Angst schüren, um repressiven Maßnahmen wie einer Registrierungspflicht den Boden zu bereiten.

Oder beides.

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