Oliver Hankeln

2 minute read

Vor einigen Tagen hat mir ein guter Freund diesen Abschiedsbrief an die Linke geschickt – mit der Bemerkung, dass es treffender nicht auszudrücken sei…Ganz so sehe ich das nicht: freilich, gut geschrieben ist der Text, wie von der SZ auch nicht anders zu erwarten – aber inhaltlich habe ich doch ein paar Probleme damit, nach der unseligen Wahl Christian Wulffs die Schuld bei der Linken zu suchen.

Zum einen das ganz Offensichtliche: Wulff hat im dritten Wahlgang die absolute Mehrheit errungen. Egal, was die Wahlmänner und -frauen der Linken getan hätten: den Ausgang der Wahl hätte das nicht verändert.

Zum anderen aber ist die Erwartung an die Linke, einen linken Kandidaten zu wählen, zwar nachvollziehbar, aber auch ein bisschen naiv: Kandidaten, die einer Partei öffentlich und mit viel Medienwirksamkeit die Regierungsfähigkeit absprechen, sollten nicht damit rechnen, wenige Tage später die Stimmen eben jener Partei zu bekommen. Ich kann zwar nicht Gedanken lesen, aber ich glaube auch nicht, dass Herr Gauck sich die Stimmen der Linken gewünscht hätte. Joachim Gauck ist mit Sicherheit intelligent genug, um gewusst zu haben, dass seine Aussagen über die Linke ihm die Chance nehmen werden, von den Stimmen der Gescholtenen zu profitieren.

Das aber passt zu Gauck: er ist ja genau deshalb so geachtet – über alle Parteigrenzen hinweg – weil er sich durch persönliche Nachteile nicht davon abhalten lässt, für seine Überzeugungen einzustehen.

Denn gute Gründe, die Linke nicht zu wählen und sie nicht mit Regierungsverantwortung sehen zu wollen gibt es durchaus: sei es die immer noch fehlende Distanzierung – auch personeller Art – von der SED-Vergangenheit, sei es der Populist Lafontaine an der Spitze der Partei.

Früher, als die Partei noch PDS hiess, habe ich sie schonmal gewählt, aber die Verstrickung vieler Mitglieder in die Schattenseiten der DDR-Vergangenheit haben mich schon damals das Kreuzchen nur halbherzig machen lassen – nur leider hat man als Pazifist keine andere Wahl, will man seine Stimme nicht verschenken.

Aber spätestens seit dem Zusammenschluss mir der WASG ist die Partei nicht mehr wählbar – Gysi ist tatsächich, wie im erwähnten Artikel geschrieben wurde, einer der sympathischten und intelligentesten Politiker dieses Landes – aber Lafontaine halte ich für einen gefährlichen Zündler…

comments powered by Disqus